Author Topic: Patriarchat 2035  (Read 7855 times)

Offline Irenova

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Re: Patriarchat 2035
« Reply #45 on: January 05, 2025, 05:24:19 AM »
Mark und Mathilda arbeiteten still und konzentriert, ihre Gedanken fest auf die Aufgabe gerichtet. Sie wussten, dass ihr Plan gefährlich war, aber sie hatten keine Wahl. Layla war mehr als nur ein Name oder eine Bekannte – sie war ein Symbol für Hoffnung. Wenn sie es schafften, sie zu befreien, könnte das eine Kettenreaktion auslösen, die das System ins Wanken brachte.

Mathilda begann, sich Wege zu überlegen, wie sie Layla erreichen konnte, ohne Verdacht zu erregen. Mark, der als Wärter im Gefängnis arbeitete, nutzte sein Wissen über die Sicherheitsroutinen und Schwachstellen des Systems, um einen Fluchtplan zu entwickeln. Es war eine riskante Zusammenarbeit – sie wussten, dass schon der kleinste Fehler alles zunichtemachen konnte.

„Die Überwachungskameras in Block C sind alt und anfällig“, erklärte Mark leise, während er einen groben Plan auf einem Blatt Papier skizzierte. „Wenn ich die Wachablösung richtig timen kann, haben wir ein Fenster von etwa zehn Minuten.“

Mathilda nickte, aber in ihren Augen lag eine Mischung aus Angst und Entschlossenheit. „Und was ist mit den Wachen?“
„Ich werde dafür sorgen, dass sie abgelenkt sind“, sagte Mark. „Du musst dich um Layla kümmern. Sobald sie draußen ist, bringst du sie an einen sicheren Ort.“


Die Tage vergingen, und der Plan nahm langsam Gestalt an. Doch während Mark in seiner Arbeit aufging, begann Mathilda von Zweifeln und Eifersucht geplagt zu werden. Der Gedanke, dass Layla in Marks Augen eine wichtige Rolle spielte – vielleicht wichtiger als sie selbst – fraß an ihr. Warum riskierte er alles für diese Frau? Warum schien er für Layla bereit zu sein, Dinge zu tun, die er für niemanden sonst getan hätte?

In einer dunklen Nacht, kurz bevor der Plan in die Tat umgesetzt werden sollte, griff Mathilda zum Telefon. Ihre Hand zitterte, als sie die Nummer des Gefängnisses wählte. Sie sprach schnell, fast flüsternd. „Ich habe Informationen über eine geplante Flucht“, sagte sie. „Es wird ein Wärter beteiligt sein. Sein Name ist Mark.“

Am anderen Ende der Leitung herrschte kurz Stille, bevor die Stimme eines Offiziers antwortete: „Wir kümmern uns darum. Danke für die Information.“
Mathilda legte auf, ihre Finger noch immer auf dem Hörer. Sie hatte es getan. Ein Teil von ihr schämte sich, doch ein anderer fühlte sich seltsam erleichtert. Sie hatte Mark davon abgehalten, alles zu riskieren – und Layla damit gestoppt, eine Gefahr für das fragile Gleichgewicht zu werden.


Mark wusste nichts von Mathildas Verrat, als er in dieser Nacht durch die stillen Flure des Gefängnisses schlich. Der schwere Schlüsselbund in seiner Hand klirrte leise, während er nervös über die Schulter blickte. Die Überwachungskameras hatte er vor Stunden bereits manipuliert, und die Wachablösung war minutiös geplant. Doch ein nagendes Gefühl in seinem Magen ließ ihn nicht los – ein unbestimmter Schatten von Zweifel.
Er erreichte Laylas Zelle und warf einen schnellen Blick in den Korridor, bevor er den Schlüssel ins Schloss steckte. Mit einem leisen Klicken sprang die Tür auf, und Layla stand auf, ihre Augen von Erschöpfung, aber auch von einem Anflug von Hoffnung gezeichnet.

„Mark?“ flüsterte sie, unsicher, ob sie träumte.
„Keine Zeit für Fragen“, zischte er zurück. „Wir müssen sofort los.“

Layla trat vorsichtig auf den kalten Boden, ihre Bewegungen zögerlich. Mark half ihr, den ersten Schritt zu machen, und gemeinsam schlichen sie den dunklen Flur entlang. Jeder ihrer Schritte hallte in der bedrückenden Stille, und Marks Hand umklammerte den Griff seiner Taschenlampe, bereit, sie als Waffe zu nutzen, wenn nötig.

Sie waren nur wenige Meter vom Notausgang entfernt, als ein schrilles Knacken über den Lautsprecher ertönte. „Alarm! Alarm in Block C! Alle Einheiten in Stellung!“ Die Stimme war scharf und gnadenlos.

Mark fluchte leise, während er Layla nach vorne zog. „Schneller!“ rief er, seine Stimme drängend, während hinter ihnen das stampfende Geräusch von Stiefeln immer lauter wurde. Layla stolperte, ihre Beine von der langen Haft geschwächt, aber Mark stützte sie und zog sie weiter.

„Halt! Keine Bewegung!“ Eine Stimme, kalt und gebieterisch, hallte durch den Flur, gefolgt vom blendenden Licht einer Taschenlampe. Mark und Layla drehten sich gleichzeitig um, ihre Augen weit aufgerissen vor Schock.

Vor ihnen standen drei Wachen, die Gewehre erhoben, die Läufe direkt auf sie gerichtet. Marks Gedanken rasten. Er hob die Hände langsam in die Luft, seine Stimme ruhig, aber angespannt. „Bitte, sie hat nichts getan. Lasst sie gehen. Es gibt keinen Grund für Gewalt.“
Doch seine Worte fanden kein Gehör. Eine der Wachen trat vor, sein Finger am Abzug zuckte leicht. „Ihr hättet es wissen müssen, Verräter. Das hier endet jetzt.“

Bevor Mark reagieren konnte, krachte ein Schuss durch den Korridor. Der Knall ließ die Luft vibrieren, und alles schien für einen Moment stillzustehen. Layla keuchte, ihre Hand an ihre Brust gepresst, bevor ihre Beine nachgaben und sie zu Boden sank. Blut sickerte durch ihre Finger, und ihre Augen suchten Marks Blick, verwirrt und voller Schmerz.

„Nein!“ schrie Mark, während er sich zu ihr hinunterbeugte. Die Wachen rückten näher, ihre Gewehre weiterhin auf ihn gerichtet.

In einem verzweifelten Versuch, Zeit zu gewinnen, griff Mark nach der Taschenlampe an seinem Gürtel und schleuderte sie mit aller Kraft auf die nächste Wache. Der Mann stolperte zurück, das Licht flackerte wild, und Mark nutzte den Moment, um nach vorne zu stürmen. Mit einem wuchtigen Schlag erwischte er einen der Wachen am Kinn, der zu Boden fiel.

Doch es waren zu viele. Eine zweite Wache stieß den Kolben ihres Gewehrs gegen Marks Rippen, und ein weiterer Schuss hallte durch den Flur. Ein brennender Schmerz durchzuckte Marks Seite, und er fiel keuchend zu Boden. Das Metall des Bodens war eiskalt gegen seine Haut, doch alles, was er sehen konnte, war Layla, die reglos in einer Blutlache lag.
„Du hast sie getötet...“ murmelte er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, während Blut aus seinem Mundwinkel rann.

Die Wachen stürmten vor, packten Mark an den Armen und zerrten ihn grob hoch. Er wehrte sich schwach, aber die Wucht des Schusses und der Blutverlust machten jeden Widerstand sinnlos. Sie warfen ihn gegen die Wand, seine Beine knickten ein, während sie seine Hände auf dem Rücken fesselten.
„Verräter“, zischte einer der Wachen, bevor er Mark einen weiteren Schlag gegen den Kopf versetzte. Die Welt um ihn herum begann zu verschwimmen, doch noch bevor er das Bewusstsein verlor, sah er Layla ein letztes Mal. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Gesicht friedlich – als hätte sie ihren Kampf bereits aufgegeben.

Mark wachte in einer Zelle auf, seine Hände und Füße in Ketten gelegt. Der Schmerz in seiner Seite war unerträglich, doch schlimmer war das Gewicht des Wissens, dass er gescheitert war. Der Prozess war kurz und gnadenlos. Die Richter hatten kein Interesse an seiner Verteidigung. Er wurde des Hochverrats schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt.
Die Tage in seiner Zelle zogen sich unendlich hin, jeder Moment von Reue und Verzweiflung durchzogen. Layla war tot. Mathilda hatte ihn verraten. Alles, wofür er gekämpft hatte, war zerbrochen.

In ihrer kleinen Wohnung saß Mathilda vor dem Fernseher. Die Nachrichtensendung war düster, der Moderator sprach mit kalter Präzision.
„Willkommen. Die Stadt New York lädt Sie ein, Teil eines außergewöhnlichen Ereignisses zu sein: der Vollstreckung eines grausamen Verbrechens.
Nun, ich weiß, dass Sie im Moment nicht hier sind. Ich weiß, dass Ihr Mitgefühl den wahren Opfern von Verbrechen gilt. Doch ich erinnere Sie daran, dass unser großartiger Staat von Rechtsstaatlichkeit geleitet wird. Unter der Aufsicht medizinischer Experten hat der Staat ein Protokoll für die tödliche Injektion entwickelt.
Der Prozess beinhaltet die Verabreichung von drei Medikamenten über intravenösen Zugang. Zuerst Thiopental, ein Beruhigungsmittel zur Entspannung und Sedierung. Darauf folgt Curoniumbromid, ein Muskelrelaxans, das Stille und Ruhe einleitet. Abschließend wird eine Dosis Kaliumchlorid verabreicht, die das Herz zum Stillstand bringt.
Nach einer bestimmten Zeitspanne wird der Tod der Person medizinisch festgestellt. Damit schließe ich, meine Zuschauer. Ich hoffe, dass Sie diesen Einblick nutzen können und vielleicht ein wenig Trost finden. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Gott segne Sie.“

Die Stimme fuhr fort, das Verfahren für die tödliche Injektion zu erklären, aber Mathilda hörte kaum zu. Sie sah Marks Gesicht auf dem Bildschirm, eingefangen in einer letzten Aufnahme vor seiner Hinrichtung. Seine Augen wirkten ruhig, aber sie wusste, dass er mit sich selbst rang.
„Vielleicht ein wenig Trost finden“, wiederholte die Stimme, bevor der Bildschirm langsam verblasste.
Mathilda saß still da, ihre Hände zitterten. Sie wusste, dass sie die Verantwortung für das trug, was passiert war. Die Welt hatte einen weiteren Menschen verloren, der bereit gewesen war, für das Richtige zu kämpfen – und sie hatte es zugelassen.
Das Leben um sie herum ging weiter, doch in ihrem Inneren war nur noch Stille.

ENDE
Woke up one night,
admired you in my dream.
I saw you, had to go
Dialed your number, hung up.
I was infatuated with you, it was never wrong,
enjoyed the sight of you, but you have passed me by.
Why did I never dare to ask what you like?
Then maybe we would be united now;
so that our love can sprout anew.

Unfortunately it didn't happen, and I will pass away.
Nobody will ever miss me; once I'm worn out.

Offline Mister X
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Re: Patriarchat 2035
« Reply #46 on: January 05, 2025, 12:46:09 PM »
Eine wirklich bemerkenswerte Geschichte mit vielen interessanten Charakteren und überraschenden Handlungssträngen. Es gefällt mir, dass Du die Personen nicht einseitig darstellst, sondern es auf beiden Seiten gute und schlechte Menschen gibt. Einige Männer sind hin- und hergerissen von den Vorteilen der neuen Ordnung und ihrem Gewissen. Sehr lesenswert!

Online The Claire

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Re: Patriarchat 2035
« Reply #47 on: January 05, 2025, 04:58:56 PM »
Dieses Ende dieser Geschichte macht mich traurig. Es liest sich wie eine Kapitulation vor der Inaktivität der Community, die jetzt diesem groß angelegten Projekt ein vorzeitiges Ende bereitet.  :'( Es hätte noch so viel zu erzählen gegeben in dieser Welt. Danke, dass du mich zu meinem kleinen Beitrag inspiriert hast. Sowas wie Der Mitficker hätte ich nie geschrieben, wenn du diese Welt nicht vorher mit Leben gefüllt hättest. :)

Über diesen letzten Beitrag selbst kann ich nur sagen, dass ich den gescheiterten Fluchtversuch toll geschrieben finde. Inhaltlich merkt man, dass du einfach nur nach einer Möglichkeit gesucht hast ein Ende zu finden. Schade, mir wird Patriarchat 2035 fehlen, aber ich verstehe nur all zu gut, warum du nicht mehr weiter machen möchtest. :/